
In Zeiten steigender Preise und Umweltbewusstseins kommt das Thema Selbstversorgung wieder auf. Der Trend wird zwar häufig auf den reinen Anbau von Gemüse und Obst reduziert – allerdings ist der Begriff deutlich weiter gesteckt. In den nachfolgenden Abschnitten wollen wir das Thema genauer beleuchten und zeigen, was auch schon auf kleinen Grundstücken möglich ist.
Selbstversorgung – was ist das überhaupt?
Bevor wir tiefer in das Thema einsteigen, schauen wir uns zuerst einmal an, welche Arten unter den Begriff „Selbstversorgung“ fallen. Grundsätzlich wird der Begriff wie folgt definiert:
„Bei der Selbstversorgung handelt es sich im um eine autonome Lebensführung und kann neben einzelnen Individuen auch Gemeinschaften und sogar Staaten umfassen.“
Nach dieser Definition stellt die Selbstversorgung deutlich mehr als nur den Anbau und Verarbeitung von Nutzpflanzen. Auch die Produktion und Verwendung von Strom und anderen Energien steht im Einklang mit diesem Begriff – wirtschaftlich ist allerdings ebenso gerne von „Autarkie“ die Rede.
Doch wie kam es zur Selbstversorgung?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zur jungen Menschheit zurückreisen. Diese waren in Stämme organisiert und unterteilten sich in Jäger und Sammler (später kam die Landwirtschaft hinzu). Der Tauschhandel hatte weiterhin eine große Bedeutung, dennoch agierte ein Stamm in der Regel für sich selbst.
Im Zuge der Industrialisierung nahm der Grad der Selbstversorgung zwar ab, vor allem im Osten Deutschlands wurde ein hoher Selbstversorgungsgrad noch bis in die 90er-Jahre hinein praktiziert.
Soviel zur Geschichte – gehen wir zur Praxis über.
Frisches Gemüse und Obst das gesamte Jahr über
Wenn wir heutzutage von Selbstversorgung sprechen ist zumeist der Anbau von Gemüse und Obst gemeint. Dank der großen Pflanzenvielfalt und winterharter Kulturen ist es möglich fast das gesamte Jahr über frisches Obst und Gemüse zur Verfügung zu haben. Als Anregung haben wir euch eine Tabelle erstellt, in der ihr seht, wann ihr welches Gemüse und Obst ernten und aussähen könnt.
Jahreszeit | Gemüse | Obst | ||
Aussaat | Ernte | Aussaat | Ernte | |
Frühjahr | Bärlauch, Pastinaken, Radieschen | Feldsalat, Lauch, Rosenkohl, | Nektarinen, Wein, Kiwi | Erdbeeren, Rharbarber, Sauerkirschen |
Sommer | Buchsbohnen, Fenchel, Kohlrabi | Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten | Aprikosen, Erdbeeren, Feigen | Rharbarber, Süßkirschen, Heidelbeeren |
Herbst | Feldsalat, Rucola, Radieschen | Brokkoli, Buchsbohnen, Lauch | Pflaumen, Birnen Äpfel | Stachelbeeren, Himbeeren, Pflaumen |
Winter | Bärlauch | Bärlauch | Nüsse |
Aussaat und Ernte unterschiedlicher Gemüse- und Obstsorten.
Die obige Tabelle soll euch nur als Übersicht dienen, denn da es unterschiedlicher Sorten gibt, kann der Pflanz- und Erntezeitpunkt ganz unterschiedlich ausfallen. Weiterhin könnt ihr durch ein Gewächshaus bestimmte Gemüse- und Obstsorten vorziehen. Noch ein kleiner Hinweis zum Bärlauch.
Dieses Gewächs gehört zur selben Gattung wie Zwiebeln und Knoblauch, lässt sich aufgrund seines Aussehens sehr leicht mit dem Maiglöckchen verwechselt werden – bei der Ernte von Wildwuchs sollte man daher aufpassen. Bärlauch ist glücklicherweise äußerst widerstandsfähig und große Büsche können auch den Winter überstehen.
Um den Bedarf an Mineralien zu decken ist es weiterhin gut stets diverse Nusssorten zuhause zu haben. Im Herbst werden viele Arten (wie Walnüsse oder Kastanien) reif. Übrigens, wer ein Eichhörnchen im Garten sieht, der kann rund um den Baum ein paar Nüsse legen – so ist der tierische Nachbar gleich mitversorgt.
Noch etwas zum Erntezeitpunkt: Wie Oma bereits wusste, wird Salat morgens geerntet. Hintergrund ist, dass der Salat zu diesem Zeitpunkt noch volle Zellen (gefüllt mit Wasser) besitzt und so knackiger schmeckt als Mittags. Spinat hingegen solltet ihr gegen Abend ernten, um den Nitratgehalt gering zu halten.
Gewächshäuser für Wohnungen
In den meisten Fällen lässt sich ein Gewächshaus im Garten finden – doch gibt es eigentlich Gewächshäuser für Mietwohnungen? Glücklicherweise heißt die Antwort „Ja“, auch wenn die Modelle nichts mit ihren großen Brüdern und Schwestern gemein haben.
Vielmehr handelt es sich um kleine Anzuchthäuser. Diese bestehen aus einem festen Untergrund (Kunststoff oder Holz) und einem durchsichtigen Dach. In den meisten Fällen sind die kleinen Modelle äußerst stylisch und sind so eine angenehme Alternative zur klassischen Deko. Passende Minigewächshäuser gibt es bereits zu Preisen ab 35 Euro.
Falls ihr nicht zum Standard greifen wollt, könnt ihr auch selbst Hand anlegen. Aus einer alten Europalette könnt ihr schnell ein Gestell schreinern und mit einem Eierkarton sorgt ihr für eine optimale Feuchtigkeit. Warum das so ist?
Wurden die Samen eingepflanzt und die Erde befeuchtet, saugt die Pappe des Kartons das überschüssige Wasser auf und gibt es wieder ab, sobald die Erde welches benötigt – so haben die Samen stets einen optimalen Wasserhaushalt.
Bleiben nur noch die „Fenster“. Diesbezüglich habt ihr mehrere Möglichkeiten. Entweder ihr spannt Klarsichtfolie zwischen zwei Pfosten oder aber ihr schneidet Acrylglasplatten zu und setzt diese ein.
Zum Abschluss noch ein Tipp: Habt ihr bereits die ersten Pflanzen angezogen und verfügt über einen Balkon mit Glasdach (Doppelstegplatten gehen auch), könnt ihr die Pflanzen im Sommer ebenso auf dem Balkon einsetzen. Vor Wind geschützt können prächtige Pflanzen und Früchte entstehen.
Fazit
Selbstversorgung kommt wieder in Mode. Daran sind nicht nur die steigenden Preise schuld, sondern auch das wachsende Umweltbewusstsein. Dabei muss man nicht mehr wie einst, noch alles Notwendige selbst anbauen oder herstellen – wer allerdings frisches Obst und Gemüse haben möchte, der sät selbst aus. Mit etwas handwerklichem Geschick kann ein Minigewächshaus sogar komplett kostenlos gebaut werden und der Geschmack von knackigem Obst und Gemüse entschädigt die Strapazen.